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tt-Texte  |  wissenschaftliche Texte
   


Tiere in Altenheimen - Eine Brücke zu mehr Lebensfreude
von Veronica Steinkampf

 

für www.tiergestuetzte-therapie.de

Der Hund braucht etwas zum Fressen!"
Frau K. sah Schwester S. verschmitzt vorwurfsvoll an, nahm Augenkontakt mit den treu blickenden, dunkelbraunen Augen des Hundes Booshka auf und streichelte ihm sanft über das Fell.

 

Frau K., 78 Jahre alt, ist seit ihrem Umzug in das Altenwohnheim in H. in tiefe Depressionen gefallen und sprach kein Wort mehr.
Seit dem regelmäßigen Besuch des Vierbeiners veränderte die alte Dame ihre Mimik und ihre Haltung, so dass sie kaum wieder zu erkennen war. Sie spricht wieder mit Nachbarn und Pflegern und sucht selbstständig im Wohnheim - Café neue Kontakte. Dem Besuchshund Booshka ist es gelungen eine Brücke zwischen Frau K. und ihrer Umwelt, den Pflegern und Mitbewohnern, zu schlagen.

 

Zurückgezogenheit und Depressivität kennzeichnen viele Bewohner großer Altenheime mit wenig Abwechslung.

Laut einer Umfrage fühlt sich jeder zweite über 60-jährige häufig einsam und alleine. Jedoch sind diese nicht zwangsläufig isoliert, denn die Mehrheit der selbstständig lebenden älteren Personen verfügt über ein großes Netz sozialer Kontakte. Das Gefühl der Einsamkeit ist keineswegs von der objektiven Kontakthäufigkeit bestimmt.
Verantwortlich für diesen Zustand ist z.Bsp. die geringere Anzahl von vertrauten Menschen, mit denen man im Alter zusammen ist und auch Zärtlichkeiten austauschen kann. Die Folgen der gesellschaftlichen Veränderungen im letzten Jahrhundert lassen es nur noch selten zu, dass Familien mit mehreren Generationen in einem Haus zusammenleben oder zumindest in der Nähe, um sich gegenseitig zu unterstützen. Der Umzug in ein Heim bedeutet oft einen Verlust von vertrauten Familienmitgliedern, Nachbarn und Freunden.

Im Heim müssen neue Kontakte erschlossen werden, weches nicht jedem im Alter leicht fällt. Das Gefühl jedoch, von einem anderen verstanden und geachtet zu werden, ist für die Erhaltung und Entwicklung eines positiven Selbstbildes von großer Bedeutung und trägt zum subjektiven Kompetenzerleben bei.

 

Dem heilenden Kontakt mit Tieren war man sich schon Jahrhunderte lang bewusst, doch ähnlich der Heilpflanzenkunde verlor der Mensch diese Kenntnis über die Wirkung von Tieren. In den letzten Jahren wurde wieder erkannt, dass angesichts zunehmender psychischer Erkrankungen der Menschheit, Tiere einen wertvollen Beitrag
für die Gesundheit und die Lebensqualität leisten können.
Zahlreiche wissenschaftliche Studien haben in den vergangenen
Jahren klar aufgezeigt, dass sich Heimtierhaltung positiv auf den Menschen auswirkt, was sowohl die psychischen als auch physischen Aspekte betrifft. Das Wissen um die heilende Wirkung von Tieren im Einsatz bei seelisch erkrankten Menschen machen sich inzwischen Therapeuten, Psychologen, Pädagogen zunutze.

 

Die Spontaneität der Tiere ohne Berührungsängste und ihre Nichtwertschätzung gegenüber dem Patienten fördern Vertrauen, was sich positiv auf den Umgang mit dem Therapeuten und anderen Menschen überträgt. Lebensqualität ist erreicht, wenn wir das Bedürfnis zu lieben, zu haben und zu sein realisieren können.


Tiere bieten uns Menschen nicht nur Zuneigung und Begleitung, sondern sie motivieren alte wie auch junge Menschen zu mehr Lebensfreude.
Viele Menschen kennen die Freude, wenn der Hund mit wedelndem Schwanz einen stürmig begrüßt oder wenn die Katze mit erhobenem Schwanz auf einen zukommt und anfängt zu schnurren, um ihre Streicheleinheiten zu erhalten.

Für eine Katze spricht ihr weiches Katzenfell, ihre ruhige, lautlose Art, die auf den Menschen entspannend wirken und sein Bedürfnis nach Körperkontakt und Zärtlichkeit erfüllen kann.


Ein Hund besitzt die Möglichkeit uns durch seine auffordernde Art zu aktivieren und fördert auf Spaziergängen das Erleben von Kompetenz und Verantwortung.


Über das regelmäßigen Füttern eines Wellensittichs und das Säubern des Stalls, erhalten Heimbewohner wieder Verantwortung. Der Mensch hat für andere und sich selbst wieder Wert und erfüllt so sein Bedürfnis zu sein.

 

Tiere tragen zur Gesundheit bei.

Ein Hund fördert beispielsweise über den täglichen Spaziergang an frischer Luft die nötige gesunde ausreichende Bewegung für den menschlichen Körper.

In Altenheimen werden die Menschen häufig mit Stresssituationen konfrontiert. Zum einem müssen sie sich ohnehin mit den Belastungen des Alters auseinandersetzen, wie z.Bsp. die Verarbeitung von körperlichen Einschränkungen und den Verlust von nahe stehenden Personen. Zum anderem werden sie je nach Pflegeschlüssel mit einem gestressten Pflegepersonal konfrontiert, dass einer hohen Arbeitsbelastung ausgesetzt ist.
Zahlreiche Studien ermittelten, dass Tiere beim Menschen stressreduzierend wirken können.Über Experimente fanden Forscher heraus, das der Blutdruck der Probanden sich senkte, sobald sie ein Tier streichelten (grooming) oder aber ein Tier lediglich anwesend war.


Das Beobachten einer schlafenden Katze und das Kraulen des Fells eines Hundes lenken von alltäglichen Sorgen ab und lassen ein Gefühl der Behaglichkeit aufkommen. Somit kann das Tier als ruhender Pol für alle auf einer Station eines Altenheims wirken.

 

Dass Lachen gesund ist, ist sprichwörtlich und medizinisch bekannt.
Haustiere sind häufig Quelle für Humor und Spiel im Leben von Menschen und können daher von Belastungssituationen ablenken und die Wahrnehmung von Stress mildern. Das Spiel oder nur die Beobachtung eines Spiels mit der Katze oder Hund bringt Freude, lenkt von Krankheiten ab und bringt Abwechslung in den Alltag von Altenheimen.

 

Ein Tier fordert Aufmerksamkeit, körperliche Zuwendung und Verantwortung.
Gerade alte Menschen haben kaum Möglichkeiten das Bedürfnis nach Zärtlichkeiten auszuleben. Körperliche, zärtliche Annäherungen sind im Alter aus verschiedenen Gründen kaum vorhanden.
Das Streicheln und Berühren eines Hundes, einer Katze, eines Pferdes ist in jedem Alter erlaubt und kann das Bedürfnis nach körperlichem Kontakt befriedigen.

Tiere tragen so zur Sensibilisierung der eigenen Wahrnehmung bei und vermitteln ein Gefühl von Sicherheit und Trost.

 

Das Zusammenleben mit einem Tier setzt lebensnotwendige Gefühle frei.
Vor allen Dingen der an Demenz erkrankte alte Mensch braucht an erster Stelle Liebe, Verständnis und Akzeptanz.
Er braucht Liebe, um Halt und Geborgenheit zu finden.

Er braucht Verständnis, da sein Denken, Fühlen und Erleben von Erinnerungslücken und Verlustängsten geprägt ist.
Er braucht Akzeptanz, damit seine Veränderungen von anderen angenommen werden. Er braucht Aktivität, um das Gefühl zu erhalten etwas wert zu sein. Tiere beurteilen nicht nach Äußerlichkeiten und
fragen nicht danach, ob man behindert ist oder körperliche Gebrechen hat. Ein Tier nimmt nur die ehrlichen Gefühle eines Menschen wahr.
Sie leben den Moment. Sie haben keine Angst vor dem Sterbenden.

 

Für Menschen mit Kontaktschwierigkeiten kann ein Tier zur Brücke der kommunikativen Annäherung werden, da es Gesprächsstoff liefert.
So kann man zum Beispiel Menschen, die mit ihren Hunden in Parks spazieren gehen, beobachten, dass diese über die Tiere in Kontakt mit "Fremden" treten.
Sie regen zur Kommunikation an, wo dies ansonsten kaum üblich wäre. Das Tier, das als Brücke für zwischenmenschliche Beziehungen dienen kann, nimmt den Angehörigen oftmals die Unsicherheit im Umgang mit den ungewohnten Situationen in einem Altersheim.
Auch bietet ein Heimtier den Enkelkindern der Bewohner einen zusätzlichen Anreiz das Heim zu besuchen.

 

 

Gegen eine Haltung von Tieren sprechen eine mögliche Überforderung
sowohl der Heimbewohner, des Pflegepersonals, als auch des Heimtieres selbst.
Weiterhin sind die beim Menschen auftretenden allergischen Reaktionen, die hygienischen Bestimmungen und ungenügende zeitliche und räumliche Voraussetzungen zu beachten.

Der Einsatz von Tieren sollte daher sehr gut geplant und in den
gesamttherapeutischen Kontext des Heimes integriert werden.
Individuelle Präferenzen und jede Ablehnung auf seitens
der Bewohner als auch des Pflegepersonals sollten beachtet werden.


Genauso muss dem Tier gegenüber als Lebewesen Respekt erwiesen und es artgerecht gehalten werden. Das Tier darf nicht auf ein therapeutisches Nutzobjekt reduziert, aber auch nicht überbewertet, beziehungsweise vermenschlicht werden.

Ein Tier entfaltet nur dann seine positive Wirkung, wenn der Mensch
eine emotionale Beziehung zum Tier aufbauen kann.


Wer Liebe gibt, bekommt sie auch wieder zurück.

 

Ist es nicht möglich ein Tier im Heim zu halten, können Interessierte über den in Deutschland inzwischen weit verbreiteten Tierbesuchsdienst (Tiere helfen Menschen e.V. / Leben mit Tieren e.V.) den Kontakt zu Tieren bekommen.
Ehrenamtlich arbeitende Hundehalter aus der Umgebung schließen sich zu Gruppen zusammen und besuchen regelmäßig mit ihren Vierbeinern Senioren in Heimen.
So erhalten die Senioren eines Heims nicht nur freudige Abwechslung bei Kaffee und "Hundekuchen", sondern die Menschen untereinander ändern ihr Verhältnis zueinander.

 

 


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