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tt-Texte  |  wissenschaftliche Texte
   


TTouch – eine Unterstützung für Menschen mit Autismus?
von Bibi Degn, www.tteam.de (Juni 2010)

Im Dezember 2002 schrieb Linda in ihrem Weihnachtsbrief an alle Practitioner Gedanken zu TTouch und dem Hormon Oxytocin. Im Newsletter 3 von 2008 arbeitete ich die Gedanken zum Thema Oxytocin und TTouch weiter aus. Im Spiegel vom Februar 2010 konnte man über eine Studie von französischen Wissenschaftler/innen unter der Leitung von Angela Sirigua vom Centre de Neuroscience Cognitive im französischen Bron lesen. Sie führten Tests an gesunden erwachsenen Menschen und an erwachsenen Menschen mit hochfunktionalem Autismus durch. Ich möchte im Folgenden ein paar Gedanken zur Wirkung des TTouch für Menschen mit Autismus entwickeln.


Das Hormon Oxytocin

beeinflusst tiefgreifende Gefühle wie Liebe, Treue, Vertrauen in soziale Situationen. Es reduziert Stress und ruft ein Gefühl der Ruhe und des Selbstbewusstseins hervor. Durch Oxytocinausschüttung nimmt Schmerzempfindlichkeit ab, Wunden heilen schneller, Lernfähigkeit verbessert sich. Es vermag den Blutdruck zu senken. Oxytocin reduziert Angst bei Tieren und beeinflusst ihre Fähigkeit, Furchtreaktionen zu lernen und zu verlernen. Dieser Wirkungskomplex kommt uns aus der Tellington-Methode bekannt vor, oder?


Oxytocin wird bei weiblichen Tieren während der Geburt und beim Stillen ausgeschüttet. Im Tierversuch - vor allem mit Ratten und Mäusen - zeigt sich, dass Wärme, Körperkontakt oder sanftes Streicheln die Wirkung von Oxytocin anregt -sowohl der Oxytocinspiegel des gestreichelten Hundes als auch des streichelnden Menschen.

 

Die Amygdala und die Angst
Neurologisch ist Autismus dadurch gekennzeichnet, dass weniger Neuronen in der Amygdala (Mandelkern, Gehirnbereich) zur Verfügung stehen. Die Amygdala ist wesentlich an der Entstehung von Angst beteiligt und spielt allgemein eine wichtige Rolle bei der emotionalen Bewertung von Situationen und dem Ausmachen von Gefahren. Untersuchungen zeigen, dass das Hormon Oxytocin die Aktivierung der Amygdala „runterfährt".


Menschen mit Autismus
Kinder mit Autismus wurden untersucht. Dabei wurde eine erhöhte Aktivierung der Amygdala bei der Betrachtung von Gesichtern festgestellt. (Dalton et al., Nat. Neurosci., 8,519-526, 8.4.2005) Dazu eine Aussage eines Menschen mit einer Störung im Bereich des Autismus-Spektrums: „Ich hasse es herausfinden zu müssen, was ein Gesicht sagen könnte- noch mehr, wenn ich jemand nicht kenne. Es macht mir Angst dass ich nicht erkennen kann, ob Menschen wütend sind oder sich sehr wohl fühlen. Das mit dem Augenkontakt bringt mich durcheinander und es macht mir sehr viel Angst.“ Im Kontext dieser wissenschaftlichen Studien spricht man davon, die Eignung von Oxytocinhaltigen Nasensprays für die Therapie von Menschen mit Funktionsstörungen in der Amygdala zu testen.


Erick, ein junger Mann mit Asperger Autismus
kommt seit vielen Jahren zu den Animal Ambassadors zum Reiten. Höhen und Tiefen seines jungen Erwachsenenlebens haben wir über die Jahre begleitet. Erick hat Angie 1 und Angie 2 gemacht und er reitet gerne und regelmäßig. Er legt viel Wert auf Selbständigkeit und macht sich sein Reitpferd immer selbst fertig. Wir haben nur eine Zeitstunde zur Verfügung, so kommt TTouch oft zu kurz, wenn Erick selbst putzen, satteln und trensen will- und dann muss noch geritten werden. Aber wenn es regnet, wenn im Winter Schneeregen das Arbeiten mit dem Pferd manchmal schwer bis unmöglich macht, dann ttouchen wir und trinken einen Cappucino dabei. Berührungen waren anfangs ein schwieriges Thema- aber wir haben gelernt damit umzugehen. Inzwischen ist das TTouchen eine Selbstverständlichkeit geworden.


Eine ganz besondere Ruhe
Im vergangenen März war nochmals so ein Tag. Ich war erkältet und erschöpft, Erick hatte auch wenig Lust in das nasskalte Wetter hinaus zu gehen. So einigten wir uns auf eine TTouch-Session mit Cappucino. Eine der Herausforderungen der Arbeit mit Erick ist, ein optimales Aktivitätsniveau zwischen Überbeanspruchung, Aufregung durch stereotypisches Verhalten und Antreibsarmut zu finden, herzustellen und zu halten.


An diesem Tag war Erick ganz still geworden beim TTouch. Ich musste mich immer wieder vergewissern, dass er noch „da war“, denn im Allgemeinen bin ich unaufhörlichem Geplapper ausgesetzt. Aber er war da - und in der Lage mich anzuleiten und Rückmeldung über seinen Körper zu geben – was mich wirklich überraschte- und ließ sich über eine halbe Stunde zufrieden ttouchen. Aufrecht, ruhig und sehr ausgeglichen verließ er den Raum.


Als ich im direkten Anschluß an diese Stunde einen weiteren jungen Mann mit Asperger Autismus zur Reitstunde hatte, wiederholte ich die Vorgehensweise. Das Resultat war ähnlich. Ein im Allgemeinen sehr aufgedrehter Jan saß still und zufrieden da und war richtiggehend „in seiner Mitte“, als ich die TTouch-Session beendete.


Selbstverständlich hatte ich nicht eben die Ausrüstung zur Hand um die Veränderungen des Oxytocinspiegels und des Aktionspegels der Amygdala zu messen. Schade eigentlich. Aber ich gehe zur Einfachkeit und 100% unwissenschaftlich davon aus, dass der TTouch den Oxytocinspiegel eines Menschen anhebt.


TTouch
Für Menschen mit Störungen aus dem Autismus-Spektrum kann Berührung ein großes Thema sein. Je nachdem wie weitgehend die autistische Störung ist, kann es schwierig bis unmöglich sein, TTouch anzunehmen oder die Menschen dazu zu bringen, ein Tier ausdauernd zu ttouchen. Es ist Mühe mit meinen Klienten mit Autismus, es ist schwer die Konzentration über längere Zeit zu halten.


Andererseits- wenn es gelingt, den TTouch in die Arbeit mit Tieren zu integrieren, habe ich weitere Wirkungen zu erwarten: Oft liegt eine gewisse körperliche Ungeschicklichkeit vor, ein Defizit an Kontrolle über den eigenen Körper, Körperkontakt ist oft ein sehr großes Thema, das Angst macht. Diese Themen spricht der TTouch an. Zusätzlich zur allgemein hilfreichen Wirkung von Tieren auf autistische Menschen.

 

 

 

 


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